Wir lesen wahnsinnig gerne, na klar und das viel – sehr viel … die für uns besten Bücher stellen wir euch vor. Ganz nah, im Podcast und das jeden Monat neu.
Für die, die nicht bis zur nächsten Podcastfolge warten wollen, gibt es in Abständen auch hier immer wieder eine Empfehlung. Dieses Mal von Maren:
FELECITAS PROKOPETZ –
Wir sitzen im Dickicht und weinen
Habt ihr euch schonmal mit dem Begriff 'Generationen-trauma' auseinandergesetzt? Es bezeichnet die Übertragung von Erfahrungen der Angehörigen einer Generation auf die nachfolgende, meist unbeabsichtigt und unbewusst. Außerdem geht es hier in erster Linie um seelische Traumata.
Darum und um die Schwierigkeit von Mutter-Tochter-Beziehungen geht es in "Wir sitzen im Dickicht und weinen" von Felicitas Prokopetz.
Im Zentrum des Romans steht Valerie. Ihre Mutter erkrankt an Krebs und auf Grund der Vergangenheit fällt es Valerie schwer, sich um sie zu kümmern, gleichzeitig aber fühlt sie sich moralisch verpflichtet. Parallel wird Valeries Sohn Tobi langsam flügge, möchte ein Jahr ins Ausland, und Valerie muss lernen loszulassen.
Neben diesem gegenwärtigen Erzählstrang gibt die Autorin uns immer wieder Rückblenden in die Familiengeschichte, bis in die Kindheit von Valeries Großmüttern. Eben diese legen dann nach und nach das Generationen-trauma der Familie oder besser, der weiblichen Linie der Familie, frei.
Die Frauen der Familie haben immer wieder mit dem gesellschaftlichen Rollenbild zu kämpfen. Schwanken zwischen der Erfüllung äußerer Erwartungen und Selbstbestimmung und -verwirklichung.
Felicitas Prokopetz hat mich mit ihrem Roman sehr zum Nachdenken gebracht. Wie sieht es in meiner eigenen Familie aus? Gibt es auch ein solches Trauma, dessen ich mir nicht bewusst bin? Ist mein Lebensentwurf ein freier und selbstbestimmter oder handel ich aus familiärer Prägung? Und was sind wir unseren Eltern und Großeltern eigentlich schuldig? Sind wir ihnen überhaupt etwas schuldig?
Der Autorin ist mit "Wir sitzen im Dickicht und weinen" ein großartiger Debütroman gelungen. Ich gebe zu, zu Beginn haben mich die zahlreichen Protagonist*innen etwas verwirrt, einen Stammbaum aufzumalen hat da sehr geholfen, aber meine Lesefreude hat das zu keinem Zeitpunkt getrübt und ich habe mich nach der letzten Seite sehr bereichert gefühlt.
Wer noch mehr über meine Meinung zum Buch hören möchte, der sollte sich Folge 6 unseres Podcasts anhören. Dort schwärme ich noch etwas ausführlicher.
Wir benötigen Ihre Zustimmung zum Laden der Übersetzungen
Wir nutzen einen Drittanbieter-Service, um den Inhalt der Website zu übersetzen, der möglicherweise Daten über Ihre Aktivitäten sammelt. Bitte überprüfen Sie die Details in der Datenschutzerklärung und akzeptieren Sie den Dienst, um die Übersetzungen zu sehen.